Offener Brief an Stadt Leipzig, Doping-Professor

Offener Brief Leipzig, S. 3

Steroidsubstanzen, Anabolika, die auch nach DDR-Recht nie für den Gebrauch am Menschen zugelassen waren und dennoch massenhaft selbst an minderjährige AthletInnen verabreicht wurden. Dokumentiert ist das u.a. in einer Studie mit dem Titel „Zur Anwendung von Steroidsubstanzen im Training und Tierexperiment sowie zur Qualitätsprüfung der STS-Präparate“, deren Erstautor Schäker ist. Sie dokumentiert unethische Versuche an Athleten aus zehn Sportarten, auch an minderjährigen Turnerinnen. Thema seiner Habilitation („Verbesserung des zentralnervalen und neuromuskulären Funktionsniveaus sowie sportartspezifischer Leistungen durch Oxytozin“, 1980) waren Experimente an Sportlern mit Neurohormonen wie Oxytozin. Damit (nicht mit Anabolika) versetzte er Kaugummi und als „Vitamin B 17“ getarnte Pillen, damit die Athleten nicht bemerkten, dass sie mit Hormonen gedopt wurden. Weiteres zur Wissenschaftsleistung ist nachzulesen etwa in Brigitte Berendonk: Von der Forschung zum Betrug, Reinbek 1992, S. 230 - 240, oder in Giselher Spitzer: Doping in der DDR. Ein historischer Überblick zu einer konspirativen Praxis, Köln 1998, S. 312 ff.

Die schweren Gesundheitsschädigungen durch das DDR-Dopingprogramm, von Wissenschaftlern wie Winfried Schäker vorbereitet und in Kauf genommen, hat der Bundesgerichtshof im Jahr 2000 als mittelschwere Kriminalität eingestuft. Die Bundesregierung hat für die Geschädigten des Staatsdopings einen Hilfsfonds eingerichtet. Zahlreiche Trainer und Sportärzte, die Schäkers Erfindungen zwangsverabreichten, haben Strafbefehle wegen Körperverletzung erhalten und akzeptiert. Schreibtischtäter wie Schäker konnten nach deutschem Recht nicht verurteilt werden. In der „Berliner Zeitung“ („Kaugummis und Mäuseböcke. Die Stadt Leipzig setzt auf die Dienste eines Hormonexperten vom berüchtigten FKS“ vom 17.Februar d.J.) erklärte Schäker, befragt nach seiner Berufsbiografie: "Ich habe nur meine Arbeit getan." Außerdem äußerte er: „Man kann mir doch nicht vorwerfen, dass ich Anabolika erforscht habe.“ Unabhängig vom Fortgang des juristischen Verfahrens Schäker ./. Iyiaagan-Bohse - der Anwalt des Vereins Doping-Opfer-Hilfe e.V. (Weinheim) und der renommierteste deutsche Dopingkritiker Prof. Werner W. Franke (Heidelberg) werden sich für Frau Iyiaagan-Bohses Entlassung aus der Haft einsetzen - fordern wir den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und den Stadtrat auf, sich öffentlich von der Haltung Prof. Winfried Schäkers zu distanzieren und dazu auch den Städtepartnerschaftsverein Leipzig - Addis Abeba anzuhalten. Überdies empfehlen wir, diesem Verein jegliche finanzielle Unterstützung aus dem Stadthaushalt zu entziehen.

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