Berlin, den 28. Februar 2007
Als die Große Koalition kürzlich ankündigte, bedürftigen SED-Opfern einen Rentenzuschlag zu gewähren, haben dies das Bürgerbüro e. V., einige Aufarbeitungsinitiativen und die Opferverbände als einen wichtigen Schritt zur Erfüllung des § 17 des Einigungsvertrages begrüßt.
Gleichzeitig wurden der Politik Gesprächsangebote unterbreitet, um Nachbesserungen zu erreichen und um an der Lösung der vielen offen gebliebenen Fragen mitzuarbeiten. Es gab aber keine ernsthaften Bemühungen seitens der Bundespolitik, die Opfer und Sachverständige in Gespräche einzubeziehen. Stattdessen soll eine Minimallösung zum Gesetz erhoben werden, welche die jahrelangen Bemühungen um eine angemessene Würdigung der Verfolgten und Benachteiligten konterkariert.
Weiterlesen … Keine Befriedung der Gesellschaft. Presserklärung Bürgerbüro Berlin e.V.
Den folgenden Brief schrieb der bekannte Bürgerrechtler aus Jena und Berlin, Gerold Hildebrand:
An die ARD-Tatort-Redaktion
Betreff: Der Tote vom Straßenrand (SR), Sonntag, 18. Februar 2007, 20.15 Uhr
(ARD-Erstausstrahlung: Sonntag, 18. Februar 2007), Spielfilm Deutschland 2007
Das Drehbuch dieses SR-"Tatortes" stammt aus der Werkstatt des Autorenduos Fred und Léonie-Claire Breinersdorfer. Regie führte Rolf Schübel.
Sehr geehrte Redaktion,
ich sehe ganz gern die Tatort-Reihe, habe mich aber über die politische Tendenz des letzten Tatorts geärgert. Sicher, es ist NUR EIN SPIELFILM, dennoch: Die Drehbuchautoren lassen Kommissar Stefan Deininger auf den Hinweis seines Kollegen Franz Kappl "Herr Lischki war wegen Fluchthilfe in Bautzen inhaftiert." überheblich und wegwischend antworten: "Mir kommen gleich die Tränen!" Die beiden Kriminalen sind jung, leben im Saarland, sind also keine Ex-VoPos oder SED-Genossen.
Weiterlesen … Tatort: Stasihäftlinge als Mörder - Phantasie neosozialistischer Fernsehschaffender?
Wie die Stasi Grass beschattete, Welt 23.8.2006
Sehr geehrter Herr Kellerhoff, sehr geehrter Herr Müller,
daß Günter Grass sich uns, den DDR-Oppositionellen, gegenüber solidarisch verhalten hat, kann ich bestätigen. 1980 war mein Freund Lutz Rathenow - wir hatten einst im 1975 verbotenen Arbeitskreis Literatur und Lyrik Jena zusammengearbeitet und waren später beide von der Uni geflogen - verhaftet worden, weil er im Westen sein Buch Mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet publiziert hatte. U.a. Grass hatte sich für seine Freilassung eingesetzt, Lutz kam nach kurzer Haft im Stasiknast Berlin-Hohenschönhausen frei. Die Angst der Bonzen vor Publizität mag dazu beigetragen haben, daß der "OV Opponent" in Jena, eine „staatsfeindliche Gruppenbildung“, zu deren ideologischen Kopf sie mich in ihren Akten erkoren hatten, 1981 "aus entspannungspolitischen Gründen... nicht mit Haft und Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wg. §106, §219... realisiert" werden konnte, sondern "mit Ausweisung aus der DDR" einen vorläufigen Abschluß fand. Am 13. August 1981(!) hatten meine Frau und ich als nach DDR-Recht Staatenlose die DDR mit einem Visum zur "einmaligen Ausreise" über die „GÜSt Bahnhof Friedrichstraße“ zu verlassen.